Partiell metrische Einsatzgewichte
 
 
 

Während vormetrische Gewichte meist in den alten Einheiten Pfund (< oder > 500g), Lot, Mark, Dukaten oder Kronen hergestellt wurden, sind teilweise metrische Einsatzgewichte bereits auf das “neue” Pfund zu 500g geeicht. Allerdings ist die Unterteilung noch nicht dezimal (dezimal wäre 200g - 100g - 100g - 50g - 20g - 10g - 10g - 5g - 2g - 2g - 1g).
Die Masse der Einzelgewichte folgt entweder einer binären Teilung (Halbierung, nur kleinster Becher und Schlussstein sind gleich schwer - Frankreich, Schweiz, Baden, Hessen, Nassau) oder bei Zollpfundgewichten (1856, Preussen, Sachsen) dem Schema (10)-10-5-2-1-1-5-2-2-1 (ähnlich dezimal, aber Lot!). Hier sind dann die beiden kleinsten Gewichte ungleich schwer! Oft wurden die Stücke aus vorhandenen vormetrischen Gewichten “umgeeicht”, also abgefeilt oder aufgebleit. Deshalb können auch sehr alt erscheinende Gewichte durch nachträgliche Metrifizierung neues (metrisches) Gewicht aufweisen.
Nicht immer waren partiell metrische Gewichte der erste Schritt auf dem Weg zum metrischen System. In Frankreich wurden Ende des 18. Jahrhunderts bereits per Gesetz rein metrische Gewichte mit dezimaler Teilung vorgeschrieben. Durch Akzeptanzprobleme bei der Bevölkerung kehrte man aber Anfang des 19. Jahrhunderts zu partiell metrischen Gewichtsätzen mit binärer Teilung zurück, um ab den 1830er Jahren endgültig rein metrische Einsatzgewichte zu verwenden.

1 Pfund zu 500g, für die Schweiz, um 1840, Nürnberg. 1 Pfund zu 500g, für die Schweiz, um 1840, Nürnberg. 1 Pfund zu 500g, für die Schweiz, um 1840, Nürnberg.

1 Pfund zu 500g für die Schweiz, um 1840, Nürnberg.

Meisterzeichen: Kelch, schalenartig, Typ E (siehe Meisterzeichen-Galerie)
Aufsichtsbezirk: St. Gallen, Kreuz (Schweiz) über SG
Topf: 248,02g (16 Lot, Verschlußspitze von ~2g fehlt)
Becher: 124,90g (8 Lot) - 62,39g (4 Lot) - 31,25g (2 Lot)
15,61g (1 Lot) - 7,81g (2 Quent). 1 Quent und 2x 1/2 Quent fehlen, umgebleit 1848 auf metrisches System.

 

1 Pfund Mittleres Maß, um 1820, J.G. Kercker, Nürnberg. 1 Pfund Mittleres Maß, um 1820, J.G. Kercker, Nürnberg. 1 Pfund Mittleres Maß, um 1820, J.G. Kercker, Nürnberg.

1 Pfund “Mittleres Maß”, ~ 1820 Nürnberg.

Geeicht auf sog. “Mittleres Maß”, in Baden gültig von 1810 - 1871.
Aufsichtsbezirk: “B” für Baden, badisches Wappen. Eichzeichen: 56WM
Meisterzeichen: Kleeblatt, für Johann Georg Kercker, Lockner 1843
Topf: 249,29g (16 Lot)
Becher: 125,07g (8 Lot) - 62,5g (4 Lot) - 31,25g (2 Lot)
16,61g (1 Lot) - 7,70g (2 Quent) - 3,91g (1 Quent) - 1,93g (1/2 Quent)
1x 1/2 Quent fehlt. Alle Teile mit badischem Wappen.

 

1 Pfund Oschatz 1 Pfund Oschatz 1 Pfund Oschatz

1 Pfund, 1856/1859 Oschatz. Metrisches Pfund zu 30 Lot.

Aufsichtsbezirk: Sachsen
Eichamt: Oschatz (O über Sachsenkrone)
Topf: 165,60g (10 Lot)
Becher: 165,63g (10 Lot) - 82,52g ( 5 Lot) - 32,74g (2 Lot) - 16,32g (1 Lot) - 16,45g (1 Lot) - 8,29g (5 Quent) - 3,34g (2 Quent) - 3,34g (2 Quent) - 1 Quent fehlt.

 

1/2 Zollpfund Sachsen, nach 1856, J.G. Kercker, Nürnberg. 1/2 Zollpfund Sachsen, nach 1856, J.G. Kercker, Nürnberg. 1/2 Zollpfund Sachsen, nach 1856, J.G. Kercker, Nürnberg.

 

 1/2 Zollpfund Sachsen, nach 1856, J.G. Kercker, Nürnberg.

     

1/2 Zollpfund Sachsen, nach 1856 (Deutscher Zollverein), Nürnberg.

Meisterzeichen: Kleeblatt, für Johann Georg Kercker, Lockner 1843
Eichung: Oschatz, Sachsen. “O” unter Sachsenkrone. Sachsenkrone auf allen Teilen.
Topf: 83,10g (5 Lot)
Becher: 83,32g (5 Lot) - 33,32g (2 Lot) - 16,64g (1 Lot)
16,64g (1 Lot) - 8,31g (5 Quent) - 3,30g (2 Quent) - 3,28g (2 Quent) -
1,60g (1 Quent). Komplett!

 

4Kg Italien 4Kg Italien 4Kg Italien

12 Mailänder Pfund / 4 Kg, 17 Jh., Italien. Duodezimal-metrisch.

Hersteller / Meister: Ziegengeist, Nürnberg.
Umgeeicht 1759 durch Bulatore auf 12 Mailänder Pfund (Libbre Sottile).
Nochmals umgeeicht 1812 auf 4 Kg duodezimal-metrisch (Libbra metrica) durch Eichmeister (Verificatore) Lorenzo Mazzoleni nach dem Schlüssel: 6 - 3 - 2 - 6/12 - 3/12 - 2/12 - 6/144 - 3/144 - 2/144. Derartige italienische Einsatzgewichte haben auf dem Deckel eine Art Dom, welcher wohl bei der ersten Umeichung 1759 abgeschliffen wurde.
Topf: 1996,13g (Soll 2Kg, vormals 6 Mailänder Pfund)
Becher: 998,75g  - 665,89g - 166,43g  - 83,21g  - 55,49g  - 13,86g - 6,93g - 4,62g (fehlt).

 

500g Hessen-Nassau, Nürnberg, Kelch. 500g Hessen-Nassau, Nürnberg, Kelch. 500g Hessen-Nassau, Nürnberg, Kelch. 500g Hessen-Nassau, Nürnberg, Kelch.

1 Pfund zu 500g, Herzogtum Hessen-Nassau, hergestellt in Nürnberg. Metrisches Pfund zu 32 Lot.

Meisterzeichen: Schmaler Kelch Typ B (siehe Meisterzeichen-Galerie)
Nassauischer Löwe und Revisionsbuchstabe “b” vom 10.Okt.1861 auf allen Teilen.
“H” für Eichamt Langenschwalbach. Aufsichtsbehörde: Wiesbaden.
Topf: 249,22g (16 Lot).
Becher: 124,94g = 8 Lot; 62,50g = 4 Lot; 31,24 = 2 Lot; 15,59g = 1 Lot;
7,80g = 2 Quent. Rest fehlt.

 

1/2 Pfund Schweiz / St. Gallen, 1863, Nürnberg / Kelch.

1/2 Pfund Schweiz, Nürnberg

Meisterzeichen: Schmaler Kelch Typ B (siehe Meisterzeichen-Galerie)
SG unter Kreuz für St. Gallen, Jahreszahlen 1863, 1865, 1869, 1873.
Eichamt: Halbkanton Appenzell / Ausserrhoden.

 

500 Grammes Frankreich, um 1830, Charpentier, Paris. 500 Grammes Frankreich, um 1830, Charpentier, Paris. 500 Grammes Frankreich, um 1830, Charpentier, Paris.

500 Grammes, 1830, Frankreich. Binär-metrisch.

Hersteller: Charpentier der Vater (P gekrönt, 1815-1837, Paris).
Hauptstempel französische Lilie, 1830. Jahreseichungen: E/1831; F/1832; G/1833; H/1834; I/1835; J/1836; K/1837; L/1838; M/1839 auf allen Teilen.
Topf: 249,68g
Becher: 124,98g; 62,50g; 31,23g; 15,62g; 7,80g; 3,89g: 1,94g fehlt; 1,94g.

 

500g Großherzogtum Hessen, Obereichamt Darmstadt. 500g Großherzogtum Hessen, Obereichamt Darmstadt.

1 Pfund zu 500g, Großherzogtum Hessen, wohl Nürnberg. Binär-metrisch.

G H (Großherzogtum Hessen, 1817-1867), A für Obereichamt Darmstadt. Großherzoglich-Hessischer Löwe mit Schwert.
“Topf: 249,81g (16 Lot).
Becher: 125,04g; 62,47g; 31,25g; 15,62g; 7,81g; 3,87g; 3,87g; 1,97g.

 

1  Pfund, Wien 1873 1  Pfund, Wien 1873 1  Pfund, Wien 1873

16 Lot GH (Grossherzogtum Hessen), nach 1817. Binär-metrisch.

Eichung: Hessischer Löwe mit Schwert, N für das Eichamt Schotten - D für Darmstadt (Punze der Nürnberger Werkstatt). Wie bei vielen Einsatzgewichten aus Hessen: Meistermarke Kelch (Typ B).